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Spielen in der (Groß-)Stadt

Kindheit nach 1945 und anfangs der 1950er Jahre entsprach aufgrund von häufiger Vaterlosigkeit und der Überforderung der Mütter oft einem Schlüsselkind-Dasein. Die Kinder waren tagsüber auf sich selbst gestellt und unterstanden daher viel weniger der Kontrolle von Erwachsenen.

In der Zeit nach 1945 und anfangs der 1950er Jahre stellte die Straße vor allem in den Großstädten einen wichtigen und beliebten Spielplatz für die Kinder dar. Eine Fülle von Spielen im Freien wurde nach dem Krieg wiederbelebt oder neu erdacht und verbreitet, wie z. B. „Gummitwist“.

Das Straßenspiel stellte eine kindliche Gegenwelt zu der Welt der Erwachsenen dar. Im Spiel bestimmten die Kinder selbst über „ihre Gesellschaft“ der Straße. In dieser Spielwelt galten Verbote der Erwachsenen nicht, so dass die Kinder die erlaubten familiären Verhaltensweisen außer Acht lassen konnten.

Spielen auf dem Land

Auf dem Land wurde neben der Straße die nähere Umgebung als Spielplatz benutzt. Hier dominierten oft selbst ausgedachte Spiele und selbst hergestelltes Spielzeug das Spielgeschehen.

Spiele aus der Zeit nach 1945 und anfangs der 1950er Jahre

Einerseits gab es eine starke Rollentrennung hinsichtlich der Spiele: So spielte eine Mehrzahl der Jungen Fußball, während das Lieblingsspiel vieler Mädchen Hüpfspiele waren.

Andererseits wurde diese Rollentrennung bei vielen gemeinsamen Spielen nivelliert, z. B. beim Vater-Mutter-Kind-Spiel, beim Verstecken usw.

Die Spiele der Kinder auf der Straße wurden oft nur zu bestimmten Jahreszeiten gespielt. So hatte beispielsweise das „Murmeln“ vorrangig im Frühjahr Saison.

Trotz der schrecklichen Kriegserfahrungen blieb das Kriegsspiel erhalten. Es wurde sogar noch durch die Spielzeugproduktion von Pistolen und Gewehren unterstützt. Totschießen und ähnliche Spiele empfanden die Kinder möglicherweise als nachahmenswerte Verhaltensweisen aus der Erwachsenenwelt. Sicher fungierten diese Spiele aber auch als eine kindliche Form der Bewältigung von im Krieg erlebten Grausamkeiten.

(Vgl. Weber-Kellermann, I.: Die Kindheit. Kleidung und Wohnen, Arbeit und Spiel. Eine Kulturgeschichte, Frankfurt 1979, S. 253-259)

Fundstellen für Quellen

Reinhard Pesch führte in den 1950er Jahre in Berlin eine Umfrage über das Kinderspiel durch. Eine Liste mit den zehn beliebtesten Spielen im Frühjahr 1955 ist in Weber-Kellermann, Kindheit, S. 256 abgedruckt. Diese schriftliche Quelle steht hier als Download zur Verfügung:

Die 10 beliebtesten Spielen im Frühjahr 1955 (jpg-Datei, 152 KB)

Einige interessante und für den Unterricht gut zu nutzende Zeitzeugenberichte zum Spielen in den 1950er Jahren befinden sich in: Kleindienst, J. (Hg.): Schlüsselkinder. Kindheit in Deutschland 1950-1960. 46 Geschichten und Berichte von Zeitzeugen, Berlin 1999. Diese schriftlichen Quellen finden Sie im Materialteil der Einheit 2 Warum gab es weniger und andersartiges Spielzeug?

Die SchülerInnen bringen Spielzeug ihrer Großeltern mit.

Auch in Museen findet sich bereits Spielzeug aus der Zeit nach 1945. Links zu Museen in Bayern und Deutschland finden Sie unter Fachdidaktische Informationen.

Hinweis:
Oftmals genügen auch schon Abbildungen von Sachquellen, die man in Ausstellungskatalogen findet, z. B. im Ausstellungskatalog des Spielzeugmuseums Nürnberg.